Kleine Chronik

Zur Verbesserung des Freizeitangebots auch für Feriengäste begann die Gemeinde Oberharmersbach in den 20er Jahren mit der Planung und dem Bau eines Schwimmbades.

Der Bürgerausschuss billigte 1921 den dafür erforderlichen Grunderwerb.
Im Mai 1923 begann man mit den Grabarbeiten. Das Wasser für das Bad wurde aus dem Ottenbach genommen. Die Firma Schwarz aus Offenburg gab ein Angebot für die Maurerarbeiten mit 14 127 800 Mark ab.

1924 konnten die Kabinen sowie der Steg über den Harmersbach fertiggestellt werden. Die Preise wurden während der Weltwirtschaftskrise 1931 auf 15 Pfennig bzw. 30 Pfennig reduziert; eine Jahreskarte kostete für Einheimische 1 Reichsmark und für Auswärtige 2 Reichsmark.

Das Schwimmbecken , das 8 Meter Breite und 22 Meter in der Länge maß, sollte 1937 auf 12 Meter bzw. 40 Meter erweitert werden. Jetzt waren es nicht die finanziellen Schwierigkeiten, die den Bau verzögerten, sondern entsprechende politische bzw. wirtschaftliche Gründe. Die Baugenehmigung von 1937 wurde im Frühjahr 1938 widerrufen, „weil der Generalbevollmächtigte für die Eisen- und Stahlbewirtschaftung die Durchführung der Erweiterungsbauten am Schwimmbad aus Gründen der Rohstoffversorgung bis auf weiteres für nicht wünschenswert erklärte und daher die erforderliche Unbedenklichkeitsbescheinigung des zuständigen Arbeitsamtes nicht erteilt werden durfte.“

Von politischer Seite tauchten ebenfalls Hindernisse auf. Auf dem Geländer der Badeanstalt war der Bau eines HJ-Heimes mit einem Appellplatz vorgesehen, für das bereits fertige Pläne vorlagen. Die Mittel für das Schwimmbad sollten für dieses Vorhaben umgeschichtet werden, wogegen sich die Gemeinde mit Erfolg wehrte.

Erst 1939 war das mit neuen Maßen (15,40 Meter in der Breite, 33,36 Meter in der Länge) überarbeitete Bauprojekt endgültig genehmigt. Zwar konnten noch die ersten Zementbezugsscheine beantragt und die Firma Ritter gewonnen werden, doch bevor die Bauarbeiten richtig anliefen, wurden der Firmenchef, der Polier und mehrere Arbeiter ins Militär einberufen. Der Bau musste eingestellt werden. Als es 1940 weitergehen sollte, verhinderte eine Urlaubssperre im Frühjahr die Absicht. So ruhte das Vorhaben bis nach dem 2. Weltkrieg.

Als nach dem Krieg die Arbeiten fertiggestellt werden sollten, gab es erneut Beschaffungsprobleme für Kies, Eisen und Zement.

1949 konnte das längst geplante Vorhaben mit der Fertigstellung der Fußwaschrinnen und den Startblöcken abgeschlossen werden, das Sprungbrett war bereits 1931 errichtet worden. Neue Umkleidekabinen rundeten 1950 das äußere Bild ab. 1957 errichtete man im Zuge einer Sanierung das Drei-Meter-Brett. Damals besuchten vom 13. Juli bis 20. September 1 963 Jugendliche und 1 459 Erwachsene das Oberharmersbacher Freibad.

1971 modernisierte man das Bad mit einer Umwälzpumpe und einer Heizungsanlage, ein Planschbecken für Kinder kam dazu. Das Wasser wurde dem Leitungsnetz der Gemeinde entnommen.

Im Laufe der Zeit verlor das Becken immer mehr Wasser, die strengen hygienischen Auflagen machten eine Sanierung und Modernisierung unumgänglich. Im Frühjahr begann der vier Monate dauernde Umbau, der ca. 800 000 DM kostete. Die Fußwaschrinnen verschwanden, die Startblöcke wurden ersetzt, das Drei-Meter-Brett wich einem Ein-Meter-Brett. Das Becken wurde mit Fliesen ausgelegt und das Kinderbecken an anderer Stelle neu errichtet.

Text: Karl-August Lehmann, aus Chronik „Harmersbach“ , Die Gemeinde Oberharmersbach 1812 – 1991, Band 2

Fotos: Karl-August Lehmann, Sonja Wurth (Alte Ansichtskarte aus dem Jahre 1966)